Wir alle kennen Menschen, die mehr oder weniger stark wetterfühlig sind. Und ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie sehr die weisen Gelehrten der TCM schon vor rund 2500 Jahren die Zusammenhänge zwischen der Natur und bestimmten Phänomenen im menschlichen Körper erkannt und u. a. zu diagnostischen Zwecken verwendet haben.
Neulich behandelte ich eine Klientin mit Disharmonien im Element Holz (Leber- und Gallenblasenmeridian), als diese mir unaufgefordert plötzlich schildert: „Wissen Sie, ich weiß eigentlich immer ganz genau, wenn innerhalb der nächsten beiden Tage Schnee kommt. Da schmerzt mich immer meine große Zehe„.
Da mir die Thematik an sich bekannt ist, und ich den Zusammenhang mit ihrer Problematik schon ahne, frage ich etwas genauer nach, wo genau sie denn diese Schmerzen wahrnehmen würde. „Naja, genau hier an der Innenseite der großen Zehe, vom Nagel beginnend entlang der Zehe hinauf Richtung Knöchel. Wenn es da plötzlich etwas länger weh tut, kommt meist schon am nächsten Tag Neuschnee“. Ich bin baff, denn die Dame, die keinerlei Kenntnisse der Meridianverläufe besitzt, beschreibt und zeigt mir haargenau mit ihrem Finger den Verlauf des ersten Teilstücks des Lebermeridians (siehe dazu 2. Bild; hätte sie auf den Außenrand der Großzehe gezeigt, wäre das schon ein anderer Meridian, nämlich Milz, gewesen!)
Dazu muss man wissen, dass in der TCM und 5-Elemente-Lehre das Thema Wetterfühligkeit eng mit energetischen Disharmonien und Blockaden im Element Holz zusammenhängt. Meist mögen diese Menschen keinen Wind (dieser ist der pathogene äußere oder auch innere Faktor, welcher sich oft negativ auf das Holzemelement und seinen Meridianen Leber und Galle auswirkt) – im Extremfall „hassen“ sie Wind, sobald etwas mehr als eine leichte Brise weht, und reagieren sehr empfindlich auf „Zug“. Mit Shiatsu behandle ich gerade sehr oft Probleme dieses Musters, und helfe dadurch den Menschen wieder zu mehr Ausgeglichenheit, Schmerzfreiheit und reduziere auch die Empfindlichkeit den Wetterelementen gegenüber. Mit einem frei fließenden Leber-Qi kann man viel gelassener und aus seiner Kraft schöpfend den (Berufs-)Alltag wieder meistern und den kreativen Kräften in sich freien Lauf lassen…
Plötzlich wirkt meine Klientin etwas „besorgt“ und belustigt zugleich: „Wenn Sie mit Ihrem Shiatsu meine Energien in den Meridianen wie bisher schon so schön ausgleichen und ich wieder schmerzfrei bin, dann kann ich ja gar nicht mehr das Wetter vorhersagen!?!“ Wir lachen beide über diese „Sorge“, und wir kommen zu dem Schluss, dass Sie dann in Zukunft ja wieder auf die echten Experten à la Christa Kummer zurückgreifen oder einen netten kleinen Wetterfrosch am Balkon halten könnte. 😉
- Quelle Fotos:
- Wetterzehe: Richard Palfalvi
- Fuss gezeichnet mit Leber 1: Qi-Gong-Akademie Wien
- Wetterfrosch: Kunstnet